Viele Studien haben bereits bewiesen: Gehalt hat kaum Einfluss auf die Zufriedenheit und das Engagement am Arbeitsplatz. „Mein Beruf ist eigentlich ganz lässig, aber mein Chef ist wirklich unausstehlich.“ Kennst du solche Aussagen von deinen Arbeitskollegen oder Freunden? Oder sogar von dir selbst? Aussagen wie diese sind leider keine Seltenheit. Welche Faktoren zur Motivation und Bindung von Mitarbeitern beitragen und durch welche Eigenschaften man schlechte Führungskräfte ausmachen kann, erfährst du in diesem Beitrag.
Bedürfnispyramide von Mitarbeitern: Definition und Nutzen
Abraham Maslow hat mit seiner Bedürfnispyramide von 1943 die unterschiedlichen Stufen der Motivation beziehungsweise der Motive und Bedürfnisse eines Menschen beschrieben. Diese Systematik lässt sich auch für Mitarbeiter anwenden — Motivationspsychologie.
Als Führungskraft solltest du danach streben, deine Teammitglieder zumindest in die vierte Stufe dieser Bedürfnispyramide zu bekommen. Erst hier beginnt die Identifikation mit dem Arbeitgeber und das Erkennen vom „Sinn der Arbeit“. Es ist jedoch ein langer, harter Weg dorthin. Solltest du selbst das Gefühl haben, nicht in Stufe 4 oder 5 zu sein, ist es unmöglich deine Mitarbeiter dorthin zu führen. Das Schöne ist zudem, dass nicht nur das Unternehmen von engagierten Mitarbeitern profitiert, sondern auch die Mitarbeiter eine erfüllende Zeit in der Arbeit verbringen und somit allgemein ein glücklicheres Leben führen — zufrieden Mitarbeiter sind somit eine WIN-WIN-Situation!
Traurige Tatsache ist jedoch, dass ein Großteil von uns nicht nur in der Arbeit, sondern auch im Alltag nicht über die unteren Stufen hinauskommt — umso wichtiger ist es für Führungskräfte, sich selbst vielmehr als Coach und nicht als reiner Weisungsgeber zu sehen. Eine gute Führungskraft hat neben beruflichen Belangen auch immer ein Ohr für private Sorgen.
Der Einsatz der Bedürfnispyramide ist allerdings nicht immer sinnvoll. Schwierige Umstände zwingen jemanden manchmal, einen unliebsamen Job anzunehmen. Wenn dies der Fall ist, hilft einem auch die Pyramide nicht weiter. Als verantwortungsbewusste Führungskraft ist es dann deine Aufgabe, dem Mitarbeiter beim Ausstieg eine gute Stütze zu sein.
Was kann ich als Führungskraft tun?
Zwei Faktoren tragen maßgeblich zur Motivation und Bindung von Mitarbeitern bei: Das Arbeitsklima, sprich Kollegen und Unternehmenskultur sowie das Wesen der Führungskraft.
Was macht also gute Mitarbeiterführung aus? In Umfragen fallen immer wieder die Begriffe offene Kommunikation, Feedback, Anerkennung, Transparenz, Motivation und soziale Kompetenz. Alles Dinge, die man eigentlich von einer guten Führungskraft erwarten kann. Leider ist das in den meisten Unternehmen selten der Fall. Viele Chefs haben nie Führungslehrgänge genießen dürfen und hatten leider auch selbst schlechte Vorbilder. Das führt dazu, dass sie oft sehr „altmodisch“ und autoritär führen anstatt Mitarbeitern Verantwortung zu übertragen – sie flexibel und an ihre Bedürfnissen angepasst zu „führen“.
Situative Führung: Deinen eigenen Leadership-Stil auf Biegen und Brechen durchzusetzen, wird dich nicht ans Ziel bringen & das Engagement deiner Mitarbeitenden negativ beeinflussen. Ein situativer Führungsstil erlaubt es dir, dich agil und flexibel an die tatsächliche Situation anzupassen.
Wenn Mitarbeiter innerlich kündigen
Schlechtes Führungsverhalten sind der häufigste Grund für die innere Kündigung von Mitarbeitern — fünf Millionen Deutsche haben bereits innerlich gekündigt. Der Arbeitnehmer leidet unter dem schlechten Arbeitsklima und verliert den authentischen Bezug zum Arbeitgeber. Er leistet nur mehr das, was unbedingt notwendig ist. Was folgt? Demotivation und Desinteresse, und für das Unternehmen eine hohe Mitarbeiterfluktuation. Fehler treten auf und die allgemeine Unzufriedenheit steigt ins Unermessliche.
Schlechte oder schlecht geschulte Führungspersönlichkeiten vergraulen ihre besten und kompetentesten Mitarbeiter. Sie fahren damit wortwörtlich das Unternehmen gegen die Wand. Innere Kündigungen, Dienst nach Vorschrift und echte Kündigungen folgen. Die oft sehr langwierige Nachbesetzungsphase bringt nicht selten beachtenswerte finanzielle Einbußen mit sich. Tipp: ein Teambuilding kann auf spielerische Art helfen, Frust abzubauen und neue Motivation zu schaffen.
9 Eigenschaften, die einen schlechten Chef ausmachen
Kein Mitarbeiter will in einem angespannten und kalten Betriebsklima arbeiten. Zufriedenheit ist schließlich ein grundlegender Teil der Lebensqualität. Wer unglücklich ist, sucht sich kurz- oder langfristig einen neuen Job. Mit welchen Eigenschaften Chefs ihre Mitarbeiter vergraulen, lest ihr hier.
1. Ein schlechter Chef hat kein Vertrauen in dich.
Besonders schlechte Führungskräfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie wahrhafte Kontrollfreaks sind. Durch ständiges Auf- und Abgehen in den Abteilungen versuchen Sie nachzusehen, was auf den Monitoren der Mitarbeiter passiert.
Tipp für Führungskräfte: Auch, wenn es anfangs schwerfällt, versuche dich in die Situation deiner Mitarbeiter hineinzuversetzen. Eigenständige Arbeitspakete können enorm motivieren und auch du wirst von deinen Mitarbeitern das eine oder andere lernen können. Hinzu kommt, dass du mehr Zeit und Energie für andere Aufgaben hast und eine vertrauensbasierte „no blame culture“ auch die Innovationskraft deines Teams stärkt.
2. Ein schlechter Chef gibt dir kein Feedback.
Habe ich im Projekt alles richtig gemacht? Hat meine Arbeit etwas bewirkt? Oder hat meine Umsetzung des Projekts sogar etwas Negatives ausgelöst? Mitarbeiter, die nicht wissen, ob sie ihre Arbeit richtig oder falsch machen, können nichts anderes tun, als reinen Dienst nach Vorschrift zu leisten. Was folgt ist Stillstand, keine neuen Ideen und motivierte Herangehensweisen, gar nichts. Und das ist schädlicher als kein Feedback zu erhalten. Kein Feedback ist persönlichem Stillstand gleichgesetzt. Sogar negatives Feedback kann positiv aufgenommen werden. Man erhält schließlich die Chance aus seinen Fehlern zu lernen.
Tipp für Führungskräfte: Hast du regelmäßige Mitarbeitergespräche oder Team-Meetings? Hast du dort auch die Gelegenheit für Feedback? Schreibe es auf die Agenda, überlege dir spielerische Feedback-Runden und nimm dieses Thema bei jeder Projektbesprechung als letzten Punkt mit auf. Auch ein 360-Grad-Feedback ist zu empfehlen.
Regelmäßiges Feedback geben ist Knochenarbeit — es lohnt sich jedoch 10-fach! Wenn du Feedback nicht nur gibst, sondern auch annimmst, fördert das die Vertrauensbasis zu deinen Teamkollegen. Mehr dazu unter „Wie du Deinem Chef richtig die Meinung sagen kannst„.
3. Ein schlechter Chef ignoriert deine Probleme.
In deiner Familie gab es einen Todesfall? Anstatt, dass dich dein Chef für ein paar Tage freistellt, schaut er dich nur verwundert an. Er versteht nicht, warum du langsam und deprimiert bist und nicht wie gewohnt zielstrebig arbeitest?
Egal was für ein Problem dich gerade plagt, du solltest bei deinem Vorgesetzten dafür immer ein offenes Ohr finden. Vor allem aber bei Problemen, die etwas mit der Arbeit zu tun haben. Streit mit einem Teamkollegen? Eine gute Führungskraft diese nicht ignorieren, sondern alle Beteiligten für eine selbstständige Lösung des Konfliktes motivieren.
Tipp für Führungskräfte: Bevor sich solche Probleme zu einem Kündigungsgrund oder Leistungsabfall transformieren, sollte die Führungskraft als Mediator einschreiten oder ggf. einen Mediator organisieren.
4. Ein schlechter Chef ignoriert deine menschliche Seite.
Du bekommst deinen Chef so gut wie nie zu Gesicht? Und wenn du ihn mal siehst, dann auch nur, weil er dir neue Aufgaben geben möchte oder sich über deine Leistungen beschwert? Typisch für einen schlechten Vorgesetzten.
Ein guter Chef sucht proaktiv und häufig den Kontakt zu seinen Mitarbeitern, redet mit ihnen – nicht nur über die Arbeit – und interessiert sich sogar dafür, wie es ihnen persönlich geht. Bei einem gemeinsamen Café oder während eines gemeinsamen Mittagessens. Ein persönliches Verhältnis schafft eine wertvolle Vertrauensbasis, auf der eine erfolgreiche Zusammenarbeit aufgebaut werden kann.
Tipp für Führungskräfte: Regelmäßige Teamevents sind der beste Nährboden für private Kommunikation und ein Kennenlernen auf persönlicher Ebene. Dabei muss es nicht immer mit großem Aufwand oder Kosten verbunden sein — ein gemeinsames Abendessen reicht schon, um die menschlichen Seiten aneinander schätzen zu lernen.
5. Ein schlechter Chef begründet seine Entscheidungen nicht.
Eine Abteilung wird aufgelöst, viele Mitarbeiter müssen gehen. Das Projekt, an dem du motiviert und zeitintensiv gearbeitet hast, wird aufgegeben. Und warum? Das weiß nur der liebe Gott, oh sorry, der Chef.
In Unternehmen müssen oft schwierige Entscheidungen getroffen werden. Meist betreffen diese auch die Mitarbeiter. Ein schlechter Chef ist derjenige, der solche Entscheidungen verkündet, nicht mehr und nicht weniger. Was dann passiert? Die Gerüchteküche entflammt und der ein oder andere wird sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Anstatt Entscheidungen plausibel und mit Hintergrund zu erklären, senkt ein Nicht-Reden die Motivation von Mitarbeitern und schürt die Angst vor Veränderungen und eventuellen Jobverlusten.
Tipp für Führungskräfte: Im Idealfall schafft es die Führungskraft die Mitarbeiter in die Entscheidungen miteinzubinden. Das sorgt nicht nur für ein größeres Verständnis für Veränderungen, sondern motiviert die Mitarbeiter diese Veränderungen umzusetzen und etwaige kurzfristige Einbußen durchzustehen.
6. Ein schlechter Chef übernimmt keine Verantwortung für Fehlentscheidungen.
Was ist das Beste an einer Entscheidung, die nie erklärt wurde? Wenn etwas wirklich schief geht, dann ist es natürlich nicht die Schuld von deinem Chef. Nein, es waren die Mitarbeiter, die keine angemessene Leistung erbracht haben. Gute Chefs stehen zu ihren Fehlern; das ist fair und menschlich.
Tipp für Führungskräfte: Vorbild macht Schule. Wenn Führungskräfte Fehler eingestehen können, haben auch Mitarbeiter weniger Angst davor. Zudem sollte die Führungskraft nach einem Fehler immer den Fokus auf das „daraus Gelernte“ richten. So kann eine beflügelnde Fehlerkultur gestärkt werden.
7. Ein schlechter Chef hält Angst für eine Art dich zu motivieren.
Besonders schlechte Chefs verbreiten Angst und Schrecken. So ein Chef droht beispielsweise damit, dass bald einige Mitarbeiter gehen müssen, wenn sich die Umsätze nicht bald verbessern. Druck wird aufgebaut und die Angst der Mitarbeiter steigt.
Warum das überhaupt ein Chef macht? Weil dein Vorgesetzter der Meinung ist, dass diese Methode eine bessere Leistung bei dir hervorruft und deinen Ehrgeiz zum Vorschein bringt.
Tipp für Führungskräfte: Lasst es! Bedroht man die Sicherheit eines Mitarbeiters über einen längeren Zeitraum, kann er keine intrinsische Motivation aufbringen und wird dein Team verlassen. Auch, wenn das Schiff zu sinken droht, sollte die Führungskraft zuversichtlich und mit Lösungsideen den Problemen entgegentreten.
8. Ein schlechter Chef interessiert sich nicht für deine Ideen.
Seit Ewigkeiten erledigst du tagein tagaus deinen Job. Und das machst du auch richtig gut. Du hast so ein detailliertes Wissen über diese Materie, wie sonst keiner. Da fällt dir plötzlich auf: Würde man eine Kleinigkeit am Ablauf ändern, wäre das Endergebnis noch besser. Im nächsten Meeting trägst du voller Stolz und mit viel Engagement deine Idee vor. Die Reaktion deines Chefs? „Das haben wir schon immer so gemacht. Die bisherige Herangehensweise hat sich bewährt. Wir bleiben dabei.“ Motivation gleich null.
Tipp für Führungskräfte: Als Führungskraft weißt du, dass Ideenvielfalt & Mut zu Neuem, gleich wichtig sind wie Fokussierung & beständige Prozesse. Oftmals ist es schwer, das richtige Mittelmaß zu finden. Es hat sich jedoch bewährt, Mitarbeitern für ihre kreative Entfaltung einen klar definierten Spielraum zu öffnen. Dieser Spielraum kann ganz transparent in Form eines Innovationsprozesses definiert sein, bei dem jeder weiß, wie unternehmensweit mit neuen Ideen umgegangen wird. Man kann es sogar noch offener gestalten und monatlich eine IDEA-SHOW veranstalten. Dort kann jeder Mitarbeiter seine Idee in 5 Minuten pitchen — kommt sie eine Runde weiter, werden der Idee Ressourcen zugesprochen.
9. Ein schlechter Chef glaubt, er ist ein guter Chef.
Du und das gesamte Team seid anderer Meinung als der Vorgesetzter? Mit dem Wissen, dass er seine Meinung nicht ändern wird, gebt ihr gleich nach der ersten Sekunde auf. Das schlimmste an einem schlechten Chef ist es, wenn dieser seine Schwächen nicht sieht. Es nimmt ihm nämlich – egal, welche Dinge er bereits gut handhabt – das volle Potential zur weiteren Verbesserung.
Tipp für Führungskräfte: Nach dem Motto „Wer glaubt, gut zu sein, hat aufgehört besser zu werden.“ sollten Führungskräfte selbstreflektiert sein, sich mit seinen eigenen Mitarbeitern über den Führungsstil austauschen und im besten Fall einen Mentor oder Coach zur Seite haben.
Schlechte Vorgesetzte demotivieren nicht nur, sondern können Mitarbeiter durch ihren psychischen und physischen Stress auch krankmachen. Du hast einen solchen Chef? Zieh die Reißleine! Versuche deiner Führungskraft Feedback zu geben und kläre sie über dein Befinden auf. Wenn auch das keine Änderung bewirkt solltest du einen neuen Karriereweg suchen — und das bei einem richtig guten Chef!
Wie Du mit schwierigen Chefs richtig umgehen kannst
Dieser Artikel wurde mit Absicht provokativ verfasst, um diesem wichtigen Thema Gewicht zu geben. Den Autoren ist bewusst, dass eine positive Herangehensweise weitaus mehr bewirkt und, dass Vorgesetzte nur in den seltensten Fällen vorsätzlich falsch handeln. Um die individuell richtigen Methoden und den passenden Führungsstil für eine WIN-WIN-Situation zwischen Führungskraft und Mitarbeitern herzustellen, empfehlen wir den Besuch einer professionellen Führungskräfte-Weiterbildung.