Als Resilienz (lat. resilire für zurückspringen, abprallen) bezeichnet man die mentale Widerstandsfähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen.
Im Detail meint Resilienz nicht das „Abprallen“ von stressigen Lebenssituationen oder Schicksalsschläge, sondern viel mehr verfügen resiliente Menschen über die nötige Kraft und das Selbstbewusstsein, an Krisen und Problemen zu wachsen und aus solchen Situationen gestärkt hervorzugehen.
Hochsensibilität, Vulnerabilität & Resilienz
Im Zusammenhang mit Resilienz, hört man auch sehr oft die Begriffe Vulnerabilität & Hochsensibilität.
Hochsensibilität
Hochsensibilität ist ein Wesenszug. Es impliziert eine feinere Wahrnehmung. Das heißt hochsensible Menschen reagieren empfindlicher auf Reize und verarbeiten Informationen intensiver als andere. Hochsensible Menschen sind, aufgrund ihrer Wahrnehmung, oft sehr schnell reizüberflutet. Dies hat zur Folge, dass sich schnell ein Unwohlsein auftut, wenn mehrere Dinge gleichzeitig passieren oder wenn es im Umfeld etwas hektischer zugeht. Sie lassen sich sehr oft von der Stimmung anderer Personen beeinflussen.
Vulnerabilität
Vulnerabilität gilt in der Psychologie als Gegenteil von Resilienz. Ein hohes Maß an Vulnerabilität führt dazu, dass Menschen schneller emotional verletzt sind und sich oft ungerecht behandeln fühlen. Sie haben Probleme damit, Lösungen zu finden oder zuversichtlich zu sein.
Emmy Werner und die Resilienzforschung
In der Resilienzforschung gilt vor allem Emmy Werner, eine amerikanische Entwicklungspsychologin, als wahre Wegbereiterin. Bahnbrechend war dabei die Kauai–Studie. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ruth Smith begleitete sie 698 Kinder auf der hawaiianischen Insel Kauai. 1977 wurde diese Studie veröffentlicht und damit wurde – wenig überraschend – klar, dass sich Kinder, die biologischen und sozialen Risikofaktoren (Armut, Suchmittelmissbrauch der Eltern, Gewalt u.dgl.) ausgesetzt waren, negativer entwickelten als die Kinder, die solchen Umständen nicht ausgesetzt waren.
Das Herausragende dieser Studie war allerdings, dass sich dennoch ein Drittel jener Kinder, trotz Risikofaktoren, positiv entwickelten. Sie waren schulisch und später beruflich erfolgreich, hatten sozialen Anschluss und wiesen in Summe eine positive Entwicklung auf – sie waren resilient.
Mit diesem Ergebnis tat sich die Frage auf: „Was sind die Gründe für eine derart positive Entwicklung, trotz aller negativen Umstände?“
Werner und Smith kamen zum Ergebnis, dass jene Kinder eine Sache gemeinsam hatten: eine vertraute Bezugsperson, die ihnen Orientierung und Zuversicht bot und Grenzen setzte!
Warum sind manche Menschen resilienter als andere? Wie kann Resilienz bereits bei Kindern gestärkt werden?
Vorweg, Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sie ist erlernbar. Resilienz ist ein andauernder Entwicklungsprozess. Resilienz kann verlernt werden und wieder neu erlernt werden. Bereits im Kindesalter wird die Basis für ein resilientes oder weniger resilientes Leben gelegt. Doch wie kann Widerstandsfähigkeit bzw. Resilienz bei Kindern bereits gestärkt werden?
- Kinder sollten zumindest eine enge Bezugsperson haben, die ihnen das Gefühl von Sicherheit und Zuversicht gibt.
- Eltern sollten als Vorbilder agieren, vor allem im Hinblick auf den Umgang mit Konflikten. Sie unterstützen ihre Kinder und leiten sie an.
- Kinder werden im Idealfall von ihrem Umfeld geachtet und wertgeschätzt und erhalten somit den Grundbaustein für ein gutes Selbstwertgefühl.
- Auch angenehme, positive Erfahrungen mit dem Umfeld, unterstützt Kinder dabei, ein resilientes Leben zu führen.
Resilienz im wirtschaftlichen Konnex
Da resiliente Personen mit Niederlagen, Rückschläge und stressigen Situationen besser umgehen können, ist es kaum verwunderlich, dass Resilienz vor allem im wirtschaftlichen Konnex einen hohen Stellenwert hat.
Je höher die Resilienzquote, desto geringer das Burnout-Risiko. Außerdem weisen Mitarbeiter, die gut geführt werden, in Summe weniger psychosomatische Beschwerden auf.
Krisen sind unvermeidbar, vor allem im Zeitalter der Digitalisierung. Um in solchen Krisensituationen gut reagieren zu können und Gefahren frühzeitig zu erkennen, sollte ein jedes Unternehmen vorzeitig Maßnahmen treffen.
Um die Resilienz in einem Unternehmen zu gewährleisten, bedarf es einem Zusammenspiel individueller, Team- und organisationaler Resilienz.
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Führungskräfte-Resilienz
Eine resiliente Führungskraft weiß um die eigenen Ressourcen Bescheid und hat eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Mitarbeitern. In Führung und Management gilt Resilienz als Kernkompetenz. Resiliente Führungskräfte sind eher in der Lage, flexibler auf Veränderungen zu reagieren.
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Mitarbeiter-Resilienz
Resiliente Mitarbeiter …
…können besser mit Druck und Stress umgehen.
…sind Optimisten.
…lassen sich gerne helfen und lernen aus eigenen Fehlern und denen der anderen.
…handeln selbstverantwortlich.
…sind sowohl physisch als auch psychisch gesund und dadurch leistungsfähiger und motivierter.
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Organisationale Resilienz
Unter Organisationaler Resilienz versteht man die Fähigkeit eines Teams, sich in Zeiten der Veränderung anzupassen, um so als Organisation zu überleben und seine Ziele dennoch zu erreichen.
Resilienzfaktoren – Wie trainiert man Resilienz?
Auch wenn die Grundbausteine für ein zukünftiges resilientes Verhalten bereits in der Kindheit gelegt werden, kann Resilienz auch im Erwachsenenalter gefestigt oder gar erlernt werden. Resilient werden bedeutet allerdings harte Arbeit und ist kein Prozess, der von heute auf morgen stattfindet.
Es gibt 7 Faktoren, mithilfe denen es Menschen, Teams und Organisationen gelingen kann, ein resilienteres Leben zu führen:
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Optimismus
Optimismus, positives Denken ist maßgeblich für die Bewältigung schwieriger Situationen. Natürlich haben auch resiliente Personen mit Niederlagen zu kämpfen, allerdings legen sie ihr Hauptaugenmerk auf Dinge die gut laufen. Sie gewähren somit positiven Emotionen und Ereignissen mehr Raum als negativen. Außerdem wissen resiliente Personen, dass sie Krisen überwinden können. Dieser Optimismus führt in weiterer Folge zu Mut.
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Akzeptanz
Ohne Akzeptanz keine Krisenbewältigung. Der nächste Schritt, um Krisen resilient zu bewältigen, ist die Krise als solche zu erkennen und zu akzeptieren. Resiliente Personen sehen Krisen und Rückschläge als Teil des Lebens.
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Lösungsorientierung
Lösungsorientiert zu handeln, bedeutet sich erst klar zu werden, was die eigenen Ziele sind. Resiliente Personen machen sich auf die Suche nach Lösungen und haben so mehr Handlungsalternativen.
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Selbstwirksamkeit
In dieser Phase geht es darum, sich aus der Opferrolle zu begeben und selbst aktiv zu werden, sich mit der aktuellen Situation auseinanderzusetzen und diese zu verändern. Resiliente Menschen wissen um ihre Kompetenzen Bescheid. Sie sind davon überzeugt, die nötigen Ressourcen für die Krisenbewältigung zu haben.
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Eigenverantwortung
Eigenverantwortung bedeutet die Bereitschaft, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und dabei auch die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen. Resiliente Personen handeln selbstverantwortlich und selbstbestimmt und sind sich somit der Tatsache bewusst, dass alleine sie, die Situation beeinflussen können.
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Netzwerkorientierung
Resiliente Menschen haben in der Regel ein großes Netzwerk um sich. Stets eine Möglichkeit, um sich zu bereden und sich Hilfe zu holen. Dabei geht es gar nicht darum, die Hilfe auch wirklich anzunehmen. Es genügt schon zu wissen, dass man die Möglichkeit hat, um psychisch widerstandsfähiger zu sein.
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Zukunftsorientierung
Hat man aus all den Schritten den nötigen Antrieb gefunden, geht es an das Planen seiner eigenen Zukunft. Dabei sollte es dem Betroffenen klar sein, dass er immer mehrere Optionen hat. Im Falle von unvorhersehbaren Barrieren, sollte er alternative Handlungsmöglichkeiten haben.