Die Corona-Pandemie hat unseren Arbeitsalltag in den letzten Wochen und Monaten gehörig auf den Kopf gestellt. Viele waren plötzlich mit einer völlig fremden Arbeitskultur konfrontiert. Bei einer im April 2020 durchgeführten Umfrage gaben fast 50 Prozent der befragten Erwerbstätigen an, dass sie sich in Heimarbeit befinden. Was vor Corona in dieser Größenordnung noch völlig undenkbar erschien, ist aber tatsächlich Realität geworden. Nach zahlreichen Lockerungen aufgrund der positiven Entwicklung und der schrittweisen Rückkehr in die „neue Normalität“ steht natürlich die Frage im Raum, wie es jetzt weitergeht.
Die Situation hat sich im Vergleich zu den Vormonaten zwar deutlich gebessert, die Infektionszahlen sind gesunken und die strikten Maßnahmen der Regierung haben Früchte getragen. Unser Alltag nähert sich schrittweise dem an, was wir als Normalität bezeichnen. Dennoch kann nicht davon ausgegangen werden, dass unser Alltag wieder derselbe sein wird, wie vor der Pandemie. Wie Experten und Politiker eindrücklich betonen, gilt es weiterhin diszipliniert zu sein und die Hygienevorschriften einzuhalten. Nach den zahlreichen Lockerungen der vergangenen Wochen kehrt auch wieder etwas Normalität in den Arbeitsalltag ein, die Menschen kehren nach wochenlangem Homeoffice zurück an den Arbeitsplatz und zu ihren Kollegen. Dabei muss aber bedacht werden, dass jeder mit der Situation rund um die neue Normalität anders umgeht. Manche freuen sich, ihre Kollegen endlich wiederzusehen, andere haben Angst vor einer Infektion und würden lieber weiterhin im Homeoffice arbeiten.
Sicher ist, dass die Corona-Krise auch positive Effekte auf die Arbeitswelt hatte. Gezwungenermaßen wurde in vielen Bereichen in kürzester Zeit alles auf Telearbeit umgestellt. Die Menschen richteten sich zuhause ihr eigenes Homeoffice ein, Dokumente wurden digital verschickt, Online Tools für Co-Working herangezogen und Meetings liefen nur virtuell über Videocalls ab. Dadurch hat die Arbeitswelt viel an Flexibilität gewonnen, die digitale Kompetenz der Mitarbeiter wurde gestärkt und die Menschen übten sich in Selbstdisziplin und Selbstorganisation. Experten betonen immer wieder, dass dies ohne die Krise noch viele Jahre gedauert hätte, bis die Arbeitswelt so flexibel und digital funktionieren würde. Ist Remote Work also wirklich die non-plus-ultra Lösung für die Zukunft?
Wie sieht es nach Corona mit Homeoffice aus?
Eine Umfrage von karriere.at, bei der insgesamt 600 Arbeitnehmer befragt wurden, hat ergeben, dass 72 Prozent sich auch nach der Corona-Krise weiterhin die Möglichkeit, ab und zu im Homeoffice arbeiten zu können, wünschen. 21 Prozent der Befragten gaben sogar an, sich Homeoffice als dauerhafte Lösung vorstellen zu können. Lediglich fünf Prozent wollen nur in dringenden Ausnahmefällen im Homeoffice arbeiten und nur zwei Prozent möchten gar nicht mehr remote arbeiten, weil ihnen der Austausch mit den Kollegen zu sehr fehlt.
Auch auf Seiten der Arbeitgeber ist der Großteil einem wahlweisen Einsatz von Telearbeit in Zukunft positiv gegenüber gestimmt. 73 Prozent der 189 befragten HR-Manager, Geschäftsführer und Führungskräfte wollen ihren Mitarbeitern zukünftig die Möglichkeit geben, ab und zu von zuhause zu arbeiten. 16 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, dass ihre Mitarbeiter sich gar nichts anderes als Telearbeit mehr vorstellen können. Sechs Prozent wollen ihre Mitarbeiter nur in Ausnahmefällen im Homeoffice arbeiten lassen und nur fünf Prozent lehnen dieses Konzept generell ab.
Vor- und Nachteile von Homeoffice
Es gibt natürlich zahlreiche Argumente, die für und gegen weitere Homeoffice-Arbeit sprechen. Auf Seiten der Pro-Argumente steht sicherlich der Wegfall des Anfahrtsweges zur Arbeit. Menschen mit kleinen Kindern ersparen sich somit vor allem im der Früh viel Zeit und Stress. Auch die Kinderbetreuung wäre einfacher, wenn zumindest ein Elternteil von zuhause arbeiten kann. Einige Menschen können in den eigenen vier Wänden auch viel produktiver und effizienter arbeiten.
Argumente für eine Rückkehr ins Office sind bei sehr vielen der Teamspirit und der tägliche, reale Austausch mit den Kollegen. Außerdem sind die Kommunikationswege kürzer und man muss nicht ewig auf Emails oder WhatsApp Nachrichten warten, sondern kann die Dinge persönlich klären. Wer zuhause vielleicht nicht genügend Platz oder die nötige Infrastruktur für ein effizientes Homeoffice besitzt, wird im realen Office viel produktiver arbeiten können. Viele sind zuhause auch einfach zu abgelenkt, um sich auf die Arbeit konzentrieren zu können.
Was sollten Führungskräfte bei der Rückkehr ins reale Office beachten?
Um seinen Mitarbeitern ein sicheres Arbeitsumfeld in Zeiten der Pandemie bieten zu können, müssen Führungskräfte sich mit deren Ängsten und Bedürfnissen auseinandersetzen. Zu einem sicheren Arbeitsumfeld gehört nämlich nicht bloß die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen (Mindestabstand, regelmäßiges Lüften, Desinfizieren) sondern auch der Aspekt der emotionalen Sicherheit. Einigen Mitarbeitern fällt es möglicherweise nach der wochenlangen Telearbeit schwer, sich wieder auf den Arbeitsalltag im Büro mit Kollegen einzustellen. Kommunikation, Empathie & Transparenz! Das sind die Zauberworte in dieser Situation. Die Zeit im Homeoffice hat auch vielen gezeigt, wie wichtig Kommunikation und soziale Kontakte sind. Die gemeinsame Mittagspause, das morgendliche Kaffeetrinken und der dabei vollzogene Austausch sind auch besonders wichtig für das Arbeitsklima und den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern. Wer sich im Team wohlfühlt, ist ja auch bekanntlich produktiver. Daher sollten Führungskräfte besonders jetzt auf die richtige Mischung zwischen Schutz & Abstand aber gleichzeitig auch Teamzusammenhalt und Teamentwicklung setzen. Dabei muss jedoch auch bedacht werden, dass nicht jeder dieselben Bedürfnisse hat. Einige fühlen sich derzeit im Homeoffice noch wohler und sicherer und sind dort auch produktiver. In diesem Fall würde es wenig Sinn machen, diese Personen nach dem Motto „Back to Office“ ins Büro zu holen. Wer hingegen den Austausch mit Kollegen braucht und sich auch wünscht, der sollte die Möglichkeit haben, dies in einem sicheren Umfeld auszuleben.
Abschließend kann man sagen, dass es wohl auch in dieser Situation nicht die eine richtige Lösung für alle gibt. Jeder Chef kennt seine Mitarbeiter am besten und sollte abwiegen, inwieweit Homeoffice zukünftig sinnvoll ist. Der Wunsch nach wahlweiser Telearbeit ist bei vielen durch die Corona-Krise stärker geworden. Trotzdem sollte auch der hohe Stellenwert von face-to-face Kommunikation, sozialem Austausch und Zusammenarbeit im Büro nicht außer Acht gelassen werden. Die richtigen Lösungen sind jene, die an die jeweiligen Stakeholder am besten angepasst sind, sodass sich alle bei ihrer Arbeit wohl und sicher fühlen – sei es im Homeoffice oder im Büro.